Patienten zu mehr Bewegung motivieren
Asthmapatienten sollten in Bewegung bleiben. Das verbessert ihre Lungenfunktion, verringert die Asthmasymptome und wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus. Ideal ist Lungensport in einer Lungensportgruppe. Voraussetzung dafür ist eine fachärztliche Untersuchung, bei der die Belastbarkeit und die Voraussetzungen für das Sportprogramm überprüft werden.
Viele Asthmapatienten leiden unter Husten, Atembeschwerden und Luftnot bei körperlicher Anstrengung. Das führt nicht selten dazu, dass Betroffene sich weniger bewegen und sportliche Aktivitäten einstellen. Das mag verständlich sein, doch Bewegungsmangel ist dem Krankheitsverlauf nicht dienlich. Im Gegenteil – regelmäßiges körperliches Training steigert nicht nur das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche Fitness, sondern hat positive Effekte auf den Krankheitsverlauf von Asthma: Sport stärkt die Atemmuskulatur und verbessert die Atemtiefe, so dass der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen kann. Zudem wird der Schleimabtransport aus den Lungen gefördert. Besonders geeignet dafür sind Ausdauersportarten, z. B. Radfahren, Wandern, Walking, Schwimmen oder Tanzen, sowie ein gezieltes Krafttraining. Wichtig ist jedoch, dass Patienten nicht einfach drauflos trainieren. Kein Asthmatiker sollte ohne Rücksicht auf die Erkrankung und ärztliche Rücksprache sein Sportprogramm starten. Sei es, dass er im Fitnessstudio Gewichte stemmt, am Zumbakurs teilnimmt oder sich der Laufgruppe anschließt.
Lungensport
Die Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland und die Deutsche Atemwegsliga haben gemeinsam Empfehlungen zu ambulantem Lungensport und körperlichem Training für Patienten mit Atemwegs- und Lungenkrankheiten herausgegeben. Die von einer Expertengruppe aus Pneumologen, Sportwissenschaftlern und Sporttherapeuten erarbeiteten Empfehlungen basieren auf verschiedenen Studienergebnissen, die die positiven Effekte von Sport und körperlichem Training für die Patienten belegen.
Eine gute Möglichkeit, ganz gezielt gemeinsam mit anderen lungenkranken Patienten zu trainieren, bietet sich in einer Lungensportgruppe, die von einem entsprechend qualifizierten Trainer geleitet wird. In den Übungsstunden geht es darum, Atem- und Entspannungstechniken zu lernen und Kraft, Bewegung, Ausdauer und Koordination zu verbessern. Das Training in einer Lungensportgruppe kann vom Arzt verordnet werden und wird dann von der Krankenkasse mitgetragen.
Durchhalten und motivieren
Wie jeder Sportler weiß: Lange Trainingspausen müssen mühsam wieder aufgeholt werden. So ist es auch beim Lungensport. Langanhaltende positive Effekte auf die Lungenfunktion sind nur dann zu erwarten, wenn die betroffenen Patienten regelmäßig trainieren. Die Experten empfehlen daher, mindestens einmal pro Woche am Lungensport teilzunehmen und darüber hinaus regelmäßig zu Hause Bewegungsübungen durchzuführen bzw. Bewegungseinheiten wie zügiges Gehen oder Treppensteigen in den Alltag zu integrieren. Manche Patienten müssen also ihre Gewohnheiten umstellen und sich bewusst Zeit für Sport nehmen. Nicht alle zeigen hier Durchhaltevermögen. Die Gefahr, aus Bequemlichkeit oder Nachlässigkeit wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, ist groß.
Eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Planung und Umsetzung von Bewegungsprogrammen könnten digitale Anwendungen spielen, z. B. Online-Training- und Coaching-Plattformen für Asthmapatienten, mobile Trainings-Apps oder Gesundheits-Apps zum besseren Selbstmanagement der Erkrankung. Studien zeigen, dass solche Apps durchaus das Gesundheits- und Bewegungsverhalten verbessern können. Allerdings ist auch hier erkennbar, dass das Interesse an den Apps oft nach einiger Zeit nachlässt, wenn entsprechende Anreize fehlen. Die Dokumentation und Bewertung der Verhaltensveränderungen kann ein solcher Anreiz sein. Ohne Frage wird es jedoch eine wichtige Aufgabe von Ärzten und Trainern bleiben, ihre Patienten über die positiven Effekte des Lungensports zu informieren und sie immer wieder neu zu motivieren, aktiv zu bleiben.
Informationen zum Thema finden Sie auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft Lungensport. Dort haben Sie die Möglichkeit, über den Menüpunkt „Lungensport-Register“ Lungensportgruppen in Ihrer Nähe zu suchen.
Digitale Anwendungen könnten Patienten mit Asthma unterstützen, körperlich aktiv zu sein
Videotermine, Smartwatches und Handy-Apps können Asthmatiker möglicherweise dabei unterstützen, regelmäßiger Kraft- und Ausdauertraining zu machen. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie aus Norwich in England.
Professor Andrew Wilson von der Norwich Medical School der University of East Anglia erklärt: „Körperliche Aktivität wird Menschen mit Asthma allgemein empfohlen. Mehr als 150 Minuten pro Woche moderate bis intensive körperliche Aktivität hat weitreichende Vorteile, einschließlich einer verbesserten Lungenfunktion und Asthmakontrolle. Die Forschung hat aber gezeigt, dass Menschen mit Asthma oft weniger körperlich aktiv sind und mehr sitzen als solche ohne Asthma. Wir wollten herausfinden, ob Interventionen wie die Aufforderung, ein paar Mal pro Woche an einem aeroben Gruppentraining teilzunehmen, Menschen mit Asthma wirksam zu mehr Aktivität verhelfen.“ Er und sein Team werteten 25 Studien mit insgesamt 1 849 Asthmatikerinnen und Asthmatikern aus, um zu sehen, welchen Einfluss digitale Angebote wie regelmäßige Videotermine mit den Physiotherapeuten, Erinnerungs-SMS oder Handy-Apps auf das Trainingsverhalten der Patienten haben. Das Ergebnis: Die Nutzung digitaler Angebote förderte die körperliche Aktivität bei den Studienteilnehmern. Sie trieben mehr Sport und verbrachten weniger Zeit im Sitzen, was sich sehr vorteilhaft auf die Lebensqualität auswirkte und die Asthmasymptome verringerte. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kommen daher zu dem Schluss: Die Unterstützung der Betroffenen durch digitale Anwendungen ist geeignet, Verhaltensänderungen herbeizuführen, hin zu mehr Bewegung, was langfristig zur Verbesserung des Krankheitsverlaufs beitragen wird.