Covid-19, Grippe, Pneumokokken

Derzeit blicken viele sorgenvoll auf die 4. Welle der Coronapandemie. Doch wie sieht es bei Ihnen mit dem Impfschutz gegen andere Infektionskrankheiten aus, die gerade bei Patienten mit Vorerkrankungen für schwere Krankheitsverläufe verantwortlich sein können? Auch hierfür gibt es klare Empfehlungen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und vereinbaren Sie einen Impftermin.

Bei den Folgen des Klimawandels denken die meisten zuerst an Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Starkregen, Stürme oder anhaltende Trockenheit. Dass dies zur akuten Bedrohung unserer Lebenssituation und unserer Gesundheit werden kann, steht außer Frage. Andere Klimaveränderungen sind nicht so unmittelbar spürbar. Da sie jedoch nachhaltig die Umwelt beeinflussen und Lebensräume von Pflanzen und Tieren beeinträchtigen, gefährden auch diese Folgen unsere Gesundheit. In diese Kategorie fällt der veränderte Pollenflug.

Die Coronapandemie führt klar vor Augen, welche Bedeutung guter Impfschutz hat: Impfungen verhindern schwere Krankheitsverläufe und retten Leben. Eindrucksvoll belegen dies die folgenden Zahlen, die das Ergebnis einer Modellrechnung des Robert Koch-Instituts (RKI) sind. Unter Berücksichtigung der Fallzahlen aus der 2. Welle (ca. ab 1. Dezember 2020 bis 15. Januar 2021) und dem Verlauf der 3. Welle (ca. ab 15. März bis 30. April 2021) wurden zwei verschiedene Szenarien für den Zeitraum vom 1. Januar bis 15. Juli berechnet. Szenario 1 berechnete die Krankheits- und Sterbefälle mit Impfkampagne, Szenario 2 ohne Impfkampagne. Der Vergleich ergibt: Die Impfkampagne hat 706.000 gemeldete Neuinfektionen und damit über 38.300 Sterbefälle verhindert. Außerdem hätte es ohne Impfung 76.600 mehr stationäre und etwa 19.600 mehr intensivmedizinische Behandlungen gegeben. Dass die 3. Welle nicht so heftig ausfiel wie befürchtet, ist dem Impffortschritt der letzten Monate zu verdanken, so das Fazit der Studienautoren.*

Nun stehen wir vor einer 4. Welle – und die Impfquoten sind noch nicht hoch genug, um die gesamte Bevölkerung ausreichend zu schützen. Impfstoffe stehen mittlerweile ausreichend zur Verfügung. Daher sind nun alle aufgerufen, das Impfangebot wahrzunehmen und auch andere dazu zu motivieren.

Impfen schützt – nicht nur bei Corona

Die Erfolgsgeschichte des Impfens beginnt deutlich vor dieser Pandemie. Durch breit angelegte Impfprogramme ist es z. B. gelungen, dass Deutschland seit den 1990er Jahren frei von Kinderlähmung ist. Die erste Krankheit, die dank Impfungen weltweit ausgerottet werden konnte, waren 1980 die Pocken. Schätzungen zufolge starben bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bis zu zehn Prozent aller Kleinkinder daran. Noch im 20. Jahrhundert hat die Erkrankung, die durch Viren übertragen wird, über 300 Millionen Menschen das Leben gekostet. Erst durch die Entwicklung eines Impfstoffes – das war bereits im Jahr 1796 – gab es die Möglichkeit, sich vor der gefährlichen und unheilbaren Krankheit zu schützen. Durch konsequente Impfkampagnen sowie eine seit 1967 weltweit von der Weltgesundheitsorganisation vorgeschriebene Impfpflicht gegen Pocken ist die Erkrankung schließlich komplett verschwunden.

Nicht bei allen Infektionserkrankungen ist es allerdings möglich, sie vollständig auszurotten. Wenn sich z. B. ein Krankheitserreger verändern kann, so dass Subtypen entstehen, oder wenn die Erreger vom Tier auf den Menschen überspringen können, gibt es keine Chance, den Erreger endgültig zu besiegen. Das betrifft u. a. Corona- und Grippeviren. Durch Impfungen lässt sich jedoch die Ausbreitung dieser Erkrankungen ganz erheblich eindämmen. Außerdem weiß man, dass geimpfte Personen im Falle einer Infektion mit Virusvarianten ein geringeres Risiko für schwerwiegende Krankheitsverläufe haben. Das kann für Menschen mit einem angeschlagenen Gesundheitszustand von großer Wichtigkeit sein.

Impfempfehlungen

Auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts finden Sie den aktuellen Impfkalender mit den empfohlenen Standardimpfungen sowie eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Indikationsimpfungen, die für besonders gefährdete Personengruppen empfohlen werden. www.rki.de

Impfungen – wichtiger Schutz für Risikopatienten

Die Auseinandersetzung mit Krankheitserregern fordert unser Abwehrsystem. Es ist nachvollziehbar, dass ein bereits geschwächtes Abwehrsystem womöglich keine ausreichende Gegenwehr zu leisten vermag. Das kann z. B. bei langanhaltenden Erkrankungen oder durch Einnahme bestimmter Medikamente der Fall sein. So bekommen Patienten mit schwerer Psoriasis oder Neurodermitis mitunter eine antientzündliche Therapie, die bestimmte Abwehrmechanismen des Immunsystems hemmt. Man spricht von einer immunmodulierenden oder immunsuppressiven Therapie. Auch wenn moderne Medikamente recht zielgenau in die Immunreaktion eingreifen, lässt es sich nicht vermeiden, dass die Abwehrfähigkeit insgesamt geschwächt wird, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen steigt.

Ein weiterer Grund, warum Patienten mit Psoriasis sich vor Infektionen schützen sollten, hängt mit den häufig auftretenden Begleiterkrankungen zusammen. Abhängig von der Dauer und Schwere der Psoriasis entwickeln viele Betroffene Stoffwechselstörungen, erkranken an Diabetes mellitus und Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Diese Krankheitsbilder sind mit einer erhöhten Infektanfälligkeit und im Falle einer Infektion mit hohem Risiko für schwere Krankheitsverläufe verbunden. Durch eine Impfung können sich Psoriasispatienten genau davor schützen.

Eine ausdrückliche Impfempfehlung richtet sich auch an Patienten mit chronisch-entzündlichen Atemwegserkrankungen wie z. B. Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Diese Erkrankungen führen u. a. dazu, dass die Atemwege dauerhaft gereizt sind und sich schnell entzünden. Damit haben Krankheitserreger, die die Atemwege befallen, leichtes Spiel. Neben Coronaviren sind Grippeviren und Pneumokokken gefürchtet. Sie können zum einen die bestehende Atemwegserkrankung anfachen und heftige Krankheitsschübe auslösen, zum anderen kann jede weitere Atemwegsinfektion die Funktionsfähigkeit der vorgeschädigten Lunge und der Bronchien stark und dauerhaft beeinträchtigen.

Kontrollieren Sie Ihren Impfstatus

Auch wenn sich derzeit die Impfkampagnen auf die Coronaimpfung fokussieren, sollten Sie die anderen Impfungen nicht vernachlässigen. Die ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut gibt jedes Jahr einen aktuellen Impfkalender mit den empfohlenen Standardimpfungen heraus. Darüber hinaus empfiehlt die STIKO allen Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Patienten, die immunmodulierende Medikamente einnehmen, sowie Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen ausdrücklich die Impfung gegen Covid-19, Grippe und Pneumokokken. Wenn Sie zu diesem Personenkreis gehören oder Fragen zu Ihrem Impfstatus haben, dann sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Er bzw. sie wird Sie umfassend zur Impfung aufklären und kann entscheiden, wann der günstigste Impfzeitpunkt für Sie ist.

* Waize M, Scholz S, Wichmann O, Harder T, Treskova-Schwarzbach M, Falman A, Weidemann F, Karch A, Lange B, Kuhlmann A, Jäger V, Wieler LH: Die Impfung gegen COVID-19 in Deutschland zeigt eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2-Infektionen, Krankheitslast und Sterbefälle (Analyse der Impfeffekte im Zeitraum Januar bis Juli 2021). Epid Bull 2021; 35: 3–10.

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