Immunbooster für starke Abwehrkräfte?

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Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW

Gesund durch die kalte Jahreszeit kommen und allen Erkältungsviren trotzen – wer möchte das nicht? Ohne Frage verbessert ein starkes Immunsystem die Chancen dafür. Doch haben Immunbooster, die sich als Nahrungsergänzungsmittel zunehmender Beliebtheit erfreuen, tatsächlich diesen positiven Effekt auf die Gesundheit? Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat 19 solcher Produkte unter die Lupe genommen und rät dazu, einen sehr genauen Blick auf die Zutatenliste zu werfen. Ein heißer Tee mit Zitrone ist womöglich die bessere Alternative.

Heißgetränke, Direktsticks, Kindersäfte und Shots mit Granatapfel, Holunder, Sanddorn, Salbei oder Zitrone sollen als sogenannte Immunbooster die Abwehrkräfte in Schwung bringen. Was verlockend klingt, hat mehrere Haken. Diese Nahrungsergänzungsmittel können jede Menge Zucker liefern und die Hersteller sind nicht verpflichtet, das auf der Verpackung anzugeben. Zudem helfen sie höchstens dann, wenn eine Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen vorliegt. Ein Booster für das Immunsystem ist nicht zu erwarten. Zu diesem Ergebnis kommt der Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW.

Zuckerbomben

Die 19 ausgewählten Produkte aus Drogerien und Apotheken enthalten bis zu 14 Gramm Zucker pro Portion. „Das sind 28 Prozent der Höchstmengenempfehlung von 50 Gramm pro Tag für Erwachsene, also mehr als ein Viertel davon. Das Kinderprodukt eines Herstellers enthält sogar 30 Prozent mehr Zucker als die Produkte für die Großen“, sagt Angela Clausen, Referentin für Lebensmittel im Gesundheitsmarkt. Ein anderer Hersteller nennt als Hauptzutaten für den „Löffel voller Gesundheit“ Zucker, Wasser, Zuckersirup, Saftkonzentrat und Malzextrakt.

Fraglicher Gesundheitseffekt

Ein weiteres Problem: das Versprechen, es helfe der Gesundheit. Auch wenn Granatapfel, Zitrone oder Verbraucher Sanddorn den Produktnamen bestimmen, gibt es für diese Pflanzen keine erlaubten gesundheitsbezogenen Angaben mit Blick auf eine Stärkung des Immunsystems. Die Nennung ist eher als Geschmacksangabe zu verstehen. Entscheidend sind die zugesetzten Nährstoffe wie Vitamin C oder Zink. Für diese sind Aussagen erlaubt wie „Trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“. „Das hilft bei einer Unterversorgung, mehr aber nicht. Ein Booster für das Immunsystem ist nicht zu erwarten“, betont Clausen. Aussagen wie „Zur Vorbeugung und Bekämpfung von Erkältungen, Viren und grippalen Infekten“ oder „Hilft bei der Entwicklung von Abwehrzellen“ sind für Lebensmittel verboten.

Auch ein „Viel hilft viel“ nützt bei Mikronährstoffen nicht wirklich. Überflüssiges scheidet der Körper im besten Falle einfach direkt wieder aus, im schlimmsten Fall sammelt er es an. In dem Marktcheck waren einige Produkte dabei, die mehr Vitamine bzw. Mineralstoffe enthielten, als das Bundesinstitut für Risikobewertung in Nahrungsergänzungsmitteln für sicher hält. Gesetzliche Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln fehlen seit Jahren. Wer solche Produkte nutzt, sollte daher auf die Prozentangaben neben der Tagesdosis achten, hier sollten 100 Prozent (für Erwachsene) nicht überschritten werden.

Ausführliche Informationen zum Marktcheck finden Sie unter: www.verbraucherzentrale.nrw/node/78991

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