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Seriöse Gesundheitsinformationen im Internet

Wer gesundheitliche Probleme oder Fragen hat, geht zum Arzt – oder informiert sich zunächst im Internet. Doch wie zuverlässig ist die Informationsquelle Internet? Qualitätssiegel sollen helfen, seriöse Inhalte zu erkennen. Eines ist aber sicher: Die Recherche im Internet ersetzt nicht das Gespräch mit dem Arzt.

Muss ich wirklich zum Arzt? Vielleicht bekomme ich die Beschwerden ja selbst in den Griff. Wer hat nicht schon mal das Internet bemüht, um schnell eine Selbstdiagnose zu stellen? Oder man hat nach der ärztlichen Diagnose das dringende Bedürfnis nach Hintergrundinformationen und will mehr über mögliche Therapien wissen. Auch dafür bietet das Internet ein nahezu unerschöpfliches Angebot. Die Fülle an Informationen, das Durchklicken von einer Seite zur nächsten macht das Ganze allerdings auch recht unübersichtlich. Und nicht alles, was man dort lesen kann, ist richtig. Manche Informationen sind auch nicht neutral, sondern verfolgen einen Zweck, der nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Gerade wenn es um Fragen zur Gesundheit geht, sollte man allerdings verlässliche Quellen haben. Dazu gehört, dass man weiß, auf welcher Grundlage die Informationen zusammengestellt wurden, wer hinter der Website steht, ob es sich um unabhängige Informationen handelt oder jemand Interesse an der Verbreitung ganz bestimmter Thesen hat.

Qualitätssiegel für Gesundheitsinformationen

In den unterschiedlichsten Bereichen kennt man Gütezeichen und Qualitätssiegel, die Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierung bieten. Solche Qualitätssiegel gibt es auch für Gesundheitsinformationen im Internet. Sie werden nur vergeben, wenn ganz bestimmte Kriterien erfüllt sind. Die älteste Zertifizierung dieser Art ist der HONcode von der Health On the Net Foundation (HON), einer im Jahr 1995 gegründeten Stiftung mit Sitz in der Schweiz. Ein weiteres Qualitätssiegel wird vom Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem (afgis) vergeben. Das Aktionsforum wurde im Jahr 2003 auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit ins Leben gerufen und ist heute ein gemeinnütziger Verein, in dem sich Verbände, Unternehmen und Einzelpersonen engagieren. Das Ziel beider Organisationen ist es, Patientinnen und Patienten den Zugang zu vertrauenswürdigen und aktuellen Gesundheitsinformationen im Internet zu erleichtern. Dazu haben sie ganz konkrete Qualitätsstandards festgelegt, die alle zertifizierten Angebote erfüllen müssen. Wichtige Kriterien sind natürlich die Richtigkeit und Verlässlichkeit der Informationen. Hier folgt man den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin (s. Kasten). Zudem müssen Informationsquellen und das Datum der Erstellung deutlich kenntlich gemacht sein. Ein weiterer Punkt ist die Transparenz. Sind rein medizinische Informationen klar von z. B. Produktinformationen, die werblichen Charakter haben, abgegrenzt? Sind mögliche Kooperationen, Vernetzungen mit Unternehmen, Sponsoring oder sonstige Finanzierungen und Förderungen für die Leser ersichtlich? Neben den inhaltlichen Anforderungen geht es bei afgis auch um die Art der Darstellung der Informationen. Denn Texte im medizinischen Fachjargon, die unverständlich oder unübersichtlich präsentiert werden, sind für die meisten wenig hilfreich.

Evidenzbasierte Medizin

Evidenzbasierte Medizin beruht auf dem aktuellen Stand der klinischen Medizin. Die Wahl der Therapie erfolgt auf Grundlage von Ergebnissen aus wissenschaftlichen Studien (externe Evidenz), wobei der Arzt eigenes Erfahrungswissen einbringt und die individuelle Situation sowie die Wünsche des Patienten berücksichtigt.

Machen Sie selbst den Qualitätscheck

Wollen Sie die im Internet angebotenen Gesundheitsinformationen selbst einem Qualitätscheck unterziehen, dann finden Sie auch dazu einige Hilfestellungen. Beispielsweise die DISCERN-Checkliste, die ursprünglich in England für die Bewertung von gedruckten Patienteninformationen entwickelt wurde, aber auch für die Einordnung von Internetseiten geeignet ist. Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, bei dem Sie zu jeder Antwort Punkte vergeben. Eine der Fragen ist z. B., ob die bereitgestellten Informationen Ihnen helfen, sich auf ein Beratungsgespräch mit dem Arzt vorzubereiten, in dem die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung getroffen werden soll.

Wenn Sie auf den verschiedenen Gesundheitsseiten im Internet unterwegs sind und sich umfassend über bestimmte Krankheiten und Behandlungsmethoden informieren wollen, sollten Sie sich immer wieder klarmachen: Manche Krankheitsbilder und Therapien sind sehr komplex, zudem gibt es oft individuelle Unterschiede und Besonderheiten. Das ist nicht immer darstellbar und kann oft nicht mit wenigen Worten allgemeinverständlich erklärt werden. Aus gutem Grund fehlt auf keiner der Patienteninformation seriösen Gesundheitsseiten der Hinweis: „Die folgenden Informationen ersetzen nicht das Gespräch mit dem Arzt.“ Ihr Arzt ist und bleibt Ihr Ansprechpartner bei konkreten Fragen zu Ihrer Gesundheit. Mit Hilfe der Informationen aus dem Internet können Sie allerdings Ihr Wissen zu verschiedenen Gesundheitsthemen und ggf. Ihrer eigenen Erkrankung vertiefen. Das ist eine gute Vorbereitung auf den Arztbesuch und macht es Ihnen möglich, gezielt Fragen zu stellen. Auf diese Weise sind Sie in der Lage, bewusste Entscheidungen bezüglich Ihrer Gesundheit und möglicher Behandlungen zu treffen.

Hilfreiche Links für Ihre Internetrecherche zu Gesundheitsthemen
  • Internetseiten, die mit dem HONcode- bzw. afgis-Logo gekennzeichnet sind, erfüllen die Qualitätsstandards der jeweiligen Organisation. Die Kriterien können Sie unter www.hon.ch bzw. unter www.afgis.de nachlesen.
  • Eine Checkliste, die Ihnen dabei hilft, die Qualität von Gesundheitsinformationen einzuschätzen, finden Sie unter: www.discern.de
  • Der Pfad-Finder-Gesundheit der Medizinischen Hochschule Hannover hilft bei der Einschätzung von Gesundheitsinformationen und gibt Hinweise zur themenbezogenen Suche. Den Pfad-Finder-Gesundheit finden Sie auf der Website der Patientenuniversität unter: www.patienten-universitaet.de
  • Das internationalen Forschungsnetzwerk Cochrane setzt sich für die Entwicklung und Verbreitung evidenzbasierter Gesundheitsinformationen ein. Das Netzwerk bietet diese Informationen sowohl für Fachkreise als auch für Patienten an: www.cochrane.de bzw. https://wissenwaswirkt.org
  • Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. hat das Positionspapier Gute Praxis Gesundheitsinformation 2.0 (GPGI) erstellt. Darin sind zum einen die Anforderungen an die Qualität von Gesundheitsinformationen beschrieben, zum anderen dient das Papier als Leitfaden für Verfasser und Herausgeber von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen. Das Netzwerk wirbt dafür, dass sich eine möglichst breite Gruppe von Erstellern von Gesundheitsinformationen durch Unterzeichnung der GPGI selbst verpflichtet, die Anforderungen umzusetzen. Das Positionspapier kann auf der Internetseite des Netzwerkes heruntergeladen werden, ebenso die aktuelle Liste der Unterzeichner. www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/weitere-publikationen

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