Microneedling

Wunderwaffe für straffe Haut?

Eine kosmetische Behandlung mit vielen Mikronadeln soll helfen, das Erscheinungsbild der Haut zu verbessern. Microneedling, so der Name des Verfahrens, wird mittlerweile von vielen Kosmetikstudios angeboten. Doch kann die Behandlung das Gewünschte leisten?

Die Versprechungen sind groß: Kleine Fältchen, Narben oder Dehnungsstreifen werden weniger, müde Haut erscheint frischer, schlaffe Haut gewinnt an Elastizität – her mit der Wunderwaffe, denkt da so mancher. Die Wunderwaffe besteht aus vielen feinen Nadeln – auf Englisch: micro needles. Entsprechend kennt man die Anwendung unter dem Namen Microneedling. Ganz neu ist diese kosmetische Behandlung nicht. Dass sich immer mehr Menschen freiwillig dieser eher unangenehm anmutenden Prozedur unterziehen, ist zum großen Teil dem angepriesenen Anti-Aging-Effekt zu verdanken. Alles leere Versprechungen oder kann es wirklich funktionieren?

Behandlung mit Dermaroller oder Dermapen

Für Microneedling benötigt man ein Werkzeug, den sogenannten Dermaroller oder Dermapen. Der Dermaroller besitzt eine Walze, die mit vielen winzig kleinen Nadeln aus chirurgischem Stahl bestückt ist. Rollt man damit über die Haut, werden dabei ebenso winzig kleine Löcher in die Haut gestochen. Der Dermapen sieht aus wie ein dicker Stift. Er ist mit einem speziellen Nadelkopf ausgestattet, der elektrisch angetrieben wird. Während man den Pen über die Haut führt, bewegen sich die Nadeln in festgelegter Geschwindigkeit automatisch auf und ab. Die Einstiche erfolgen dadurch genau senkrecht und meist präziser als beim Dermaroller. Beide Geräte können mit verschiedenen Nadellängen ausgestattet sein. Je länger die Nadel, desto tiefer die Hautverletzung. Allgemein werden für die empfindliche Haut im Gesicht etwas kürzere Nadeln benutzt als am restlichen Körper. Für oberflächliche kosmetische Behandlungen setzt man z. B. Nadeln mit einer Länge von bis zu 0,5 Millimetern ein. Sollen Narben, tiefere Falten oder Dehnungsstreifen gemildert werden, sind längere Nadeln erforderlich, um die tiefere Hautschicht zu erreichen. In diesen Fällen wird man Nadellängen zwischen 1,5 und 3 Millimeter wählen. Das klingt schmerzhaft, ist es aber in der Regel nicht, da vorher eine örtlich wirkende Betäubungscreme auf die zu behandelnde Haut aufgetragen wird.

Was bewirkt das Microneedling?

Aber nun zur eigentlichen Frage: Warum sollte man der Haut solche Verletzungen zufügen? Es ist die natürliche Regenerationsfähigkeit der Haut, die man sich hier gezielt zunutze macht. Durch die feinen Nadeln entstehen minimale Wunden. Der nun einsetzende Wundheilungsprozess regt die Hautdurchblutung an und fördert die Zellerneuerung. Dabei werden verschiedene Prozesse angestoßen. U. a. wird im Bindegewebe Kollagen gebildet und es kommt zur vermehrten Produktion von Hyaluronsäure und Elastin. Kollagen ist ein Strukturprotein, das in Form von Kollagenfasern vorkommt und eine Art Gerüst für die Haut bildet. Je mehr Kollagen, desto straffer die Haut. Elastin, ebenfalls ein Strukturprotein im Bindegewebe, ist sehr elastisch. Hyaluronsäure hat wasserbindende und glättende Eigenschaften. Alle drei Komponenten zusammen sorgen für ein straffes, elastisches Bindegewebe und ein feinporiges, glattes Hautbild. Vorhandene Narben, z. B. Aknenarben, werden durch diese Prozedur schwächer, da das gebildete Kollagen und die Hyaluronsäure die Narbenoberfläche wieder auffüllen.

Microneedling auf der Kopfhaut hat einen weiteren Effekt. Es fördert u. a. die Durchblutung der Haarfollikel und regt bestimmte Wachstumsfaktoren an. Bei Menschen mit schütterem und dünnem Haar können so Haarstruktur und Haarwachstum gestärkt werden.

Bis all das in Gang kommt, dauert es eine gewisse Zeit. Für die Neubildung von Kollagen benötigt die Haut mehrere Wochen. D. h., bis man erste Erfolge der Behandlung sieht, braucht man etwas Geduld. Direkt nach dem Microneedling ist die Haut vor allem eines: gereizt und gerötet. Dagegen helfen Hautpflegeprodukte mit hautberuhigenden und entzündungshemmenden Substanzen und Kühlpads. Da die Haut noch eine Zeit lang sehr empfindlich ist, muss sie unbedingt vor Sonne geschützt werden.

Was es sonst noch zu beachten gilt

Microneedling sollte von einem Experten durchgeführt werden. Es gibt Dermaroller und Dermapens, die man für die Anwendung zu Hause kaufen kann. Jedem Anwender sollte allerdings klar sein: Der Haut werden Verletzungen zugefügt. Wer nicht pingelig auf Hygiene achtet, nicht sauber und präzise arbeitet, riskiert Entzündungen. Außerdem kann man durch falsche Handhabung der Haut größeren Schaden zufügen, beispielsweise wenn man den Dermaroller mit zu viel Druck über die Haut rollt.

Es spricht alles für eine Behandlung in einer entsprechend ausgestatteten dermatologischen Praxis oder in einem Hautzentrum. Dort wird auch genau geprüft, ob der aktuelle Hautzustand den Einsatz von Dermaroller oder Dermapen überhaupt zulässt. Bei entzündeter Haut, z. B. aktiver Akne, Ekzemen, Hautausschlägen oder Herpes, darf kein Microneedling durchgeführt werden. Auch bei sehr empfindlicher Haut wird der Arzt u. U. vom Microneedling abraten.

Ebenfalls muss beachtet werden, dass Microneedling nicht beliebig oft und in kurzen Abständen erfolgen sollte. Die Haut braucht Zeit zum Regenerieren. Je tiefer die Nadeln in die Haut eingedrungen sind, desto länger dauert dies. Wer die Behandlung fachmännisch durchführen lässt, wird mindestens 4 bis 6 Wochen bis zur Folgebehandlung warten. Wie viele Behandlungen insgesamt sinnvoll sind, ist individuell unterschiedlich und hängt vom Anwendungsgebiet ab. Üblicherweise sind es zwischen 2 und 5 Anwendungen. Auch das kann am besten eine Fachkraft beurteilen.

Microneedling ist geeignet zur Hautauffrischung, Behandlung von Falten, grobporiger Haut, Dehnungsstreifen, Cellulite, Narben (Akne, Brandnarben, Operationsnarben) sowie Anregung von Haarwuchs bei dünnem Haar.

Microneedling sollte nicht zum Einsatz kommen bei entzündeter Haut, Hautausschlägen, akuter Akne, Rosazea, Herpes, Warzen, Wunden, Hauterkrankungen, schlechter Wundheilung, Blutgerinnungsstörungen oder während der Einnahme von blutverdünnenden und gerinnungshemmenden Medikamenten.

Ganz billig ist das Ganze nicht. Pro Sitzung ist mit Kosten in Höhe von 200 bis 400 Euro zu rechnen. Abhängig vom Aufwand, kann es aber auch deutlich mehr werden. Es ist also empfehlenswert, vorher um einen Kostenvoranschlag zu bitten. Denn Microneedling muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in Ausnahmefällen bei der Behandlung von Brandnarben, was aber vorher abgeklärt werden sollte.

Ob der Aufwand und die Kosten lohnen oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Microneedling, da sind sich viele Experten der ästhetischen Dermatologie einig, zeigt durchaus Wirkung. Aber gerade was den Anti-Aging-Effekt angeht, sollte man auch nicht zu viel erwarten. Der Abbau von Kollagen ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses, und der lässt sich nicht aufhalten. Nach einiger Zeit werden sich ganz sicher wieder feine Fältchen zeigen.

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