Neurodermitis beeinflusst auch das Sexualleben

Yakobchuk Olena - stock.adobe.com
Tabuthema – wir müssen reden!

Spontaneität und Ungezwungenheit, Kuscheln und Zärtlichkeiten austauschen – für viele Menschen mit chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen ist das alles andere als selbstverständlich. Sie meiden lieber Berührungen und Intimität.

Wieder einmal fällt der romantische Abend einem heftigen Neurodermitisschub zum Opfer. Wenn die Haut juckt und schmerzt, ist an körperliche Nähe und zärtliche Berührungen kaum zu denken. Neurodermitis beeinträchtigt das Leben der Betroffenen in vielen Bereichen. So hat die Krankheit insbesondere auch Einfluss auf die Wahrnehmung der eigenen Körperlichkeit, das Zulassen von Nähe und Intimität sowie das Sexualleben. Denn die Haut spielt als größtes Sinnesorgan beim sexuellen Erleben eine entscheidende Rolle.

Negatives Selbstbild

Es lässt sich kaum vermeiden: Wenn wir einen Menschen kennenlernen, spielen sein äußeres Erscheinungsbild und seine Ausstrahlung eine ganz wichtige Rolle, ob und wie wir mit ihm in Kontakt treten. Wer an einer sichtbaren Hauterkrankung wie Neurodermitis leidet, hat bei einer ersten Begegnung daher oft schlechtere Karten. Hinzu kommt, dass die unschöne Haut und der unerträgliche Juckreiz dazu führen, dass sich Neurodermitispatienten im wahrsten Sinne des Wortes unwohl in ihrer Haut fühlen. Da fällt es schwer, ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl aufzubauen und mit einer positiven Ausstrahlung zu überzeugen. Im Gegenteil – viele Neurodermitispatienten haben Sorge und Angst, aufgrund des Aussehens abgelehnt zu werden, fürchten sich davor, angestarrt zu werden oder ungebetene Ratschläge und Kommentare zu erhalten. Das macht es nicht leicht, Beziehungen einzugehen und Nähe zuzulassen.

Besonders heranwachsende Neurodermitispatienten empfinden oft Scham, Traurigkeit oder Wut beim Blick in den Spiegel. Nicht selten müssen sie erleben, dass sie von Gleichaltrigen gehänselt oder gemobbt werden. Viele neigen dann dazu, sich zurückzuziehen. Schwierig gestaltet sich dann oft auch das erste Verliebtsein, wenn sowieso die Gefühle gerade verrückt spielen. Wie soll man sich dem Favoriten annähern, wenn man sich selbst hässlich und unattraktiv fühlt?

Eine Liebesbeziehung einzugehen und körperliche Nähe zuzulassen, ist für Hautpatienten oft sehr viel komplizierter als für Hautgesunde. Das dokumentieren zahlreiche Erfahrungsberichte und Studien.

Berühren oder Abstand halten?

Es beginnt oft schon mit der Scham, sich vor dem Partner auszuziehen und die kranke Haut seinen Blicken auszuliefern. Doch es ist nicht allein das Erscheinungsbild. Die Haut ist auch unser größtes Sinnesorgan. Über den Tastsinn nehmen wir Berührungen wahr, die unmittelbarste Form der zwischenmenschlichen Kommunikation. Wenn die Haut jedoch entzündet ist, juckt und schmerzt, kann jeder Körperkontakt, selbst sanftes Streicheln, unangenehm sein. Umgekehrt fühlt sich die raue und schuppige Haut auch nicht so gut an. Es gibt möglicherweise Vorbehalte und Unsicherheiten von beiden Seiten. Zärtlichkeit und Sexualität können massiv darunter leiden.

Bei einer europaweiten Umfrage (s. Kasten), an der erwachsene Patientinnen (56 Prozent) und Patienten (44 Prozent) mit schwerer Neurodermitis teilnahmen, ging es um verschiedene Aspekte der Lebensqualität, u. a. auch um körperliche Beziehungen. Mehr als jeder Dritte (34 Prozent) gibt an, körperlichen Kontakt zu vermeiden. 39 Prozent der Befragten haben Probleme mit Intimität, 28 Prozent sagen, dass ihnen die Haut sexuelle Schwierigkeiten bereitet (ein wenig: 22 Prozent, sehr: 5 Prozent, sehr viel: 2 Prozent).

Eine europaweite Umfrage unter Patienten mit schwerer Neurodermitis zeigt, dass die Erkrankung oft als Belastung für intime Beziehungen empfunden wird.

intim-1.png
intim-2.png
intim-3.png
intim-4.png

Quelle: „Juckreiz – ein Leben lang – Die Lebensqualität und die anfallenden Kosten für Menschen mit schwerer Neurodermitis in Europa“. EFA - European Federation of Allergy and Airways Diseases Patients’ Associations, Juli 2018

Aber nicht nur die körperliche Beziehung kann zur Herausforderung innerhalb der Partnerschaft werden. Auch auf emotionaler Ebene zeigt sich oft die Angst vor Zurückweisung – und das selbst bei langjährigen Beziehungen. So kommt es vor, dass Neurodermitispatienten auf Distanz zum Partner gehen, weil zu viel Nähe verletzlich macht. Eifersucht kann ebenfalls ein Thema sein. Wer sich selbst unsicher fühlt und wenig Selbstwertgefühl hat, begegnet der Liebe und Zuneigung des Partners eher mit Misstrauen.

Reden hilft

Es gehört zum Rezept für jede gut funktionierende Beziehung: miteinander reden. Offenheit kann helfen, Missverständnissen und gegenseitigen Vorwürfen vorzubeugen. Das gilt sowohl in Bezug auf Sexualität und Intimität als auch hinsichtlich der psychischen Verfassung. Welche Berührungen fühlen sich z. B. gut an? Wie fühlt es sich an, kranke Haut zu streicheln? Wann und warum möchte man keine körperliche Nähe? Welche Auswirkungen hat die Neurodermitis und – nicht zu vergessen – mit ihr der Juckreiz auf Stimmung und Gefühlslage?

Das Reden mit dem Partner oder der Partnerin ist das eine. Das Gespräch mit dem behandelnden Hautarzt über die emotionalen und psychischen Auswirkungen der Erkrankung ist das andere und ebenfalls Wichtige. Wenn die Neurodermitis Beziehung und Sexualität belastet, kann diese Information für die Therapiemaßnahmen eine Rolle spielen. So kann es psychologische Unterstützung geben, um z. B. Ängste und Selbstzweifel besser in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus kann der psychische Leidensdruck Anlass sein, die medikamentöse Therapie der Haut den Beschwerden anzupassen. Zur Behandlung schwerer Neurodermitis stehen moderne, hochwirksame Medikamente zur Verfügung, die die entzündlichen Ekzeme und den Juckreiz zum Abklingen bringen. Eine solche Therapie kann nur der Hautarzt veranlassen. Allerdings, auch das zeigen Umfragen: Nur die wenigsten Patienten vertrauen sich bei Problemen bezüglich ihres Liebeslebens ihrem Hautarzt oder ihrer Hautärztin an. Die Hemmschwelle ist offensichtlich zu hoch. Hier wäre entsprechende Sensibilität vonseiten der Ärzte und Ärztinnen gefragt. Durch Nachfragen könnten sie ihren Patienten den Einstieg ins Thema erleichtern. Aber auch das findet, so bestätigen Umfragen, in der Regel nicht statt.

Es zeigt sich einmal mehr die Bedeutung einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Kommunikation. Außerdem gilt es offensichtlich, in unserer sexuell aufgeklärten Gesellschaft noch das ein oder andere Tabu zu brechen.

Mehr Lebensqualität bei Neurodermitis

4 DHA Behandlung Neurodermitis TitelJe besser es gelingt, die Symptome der Neurodermitis zu lindern und entzündliche Ekzeme und Juckreiz zum Abklingen zu bringen, desto leichter schwinden Berührungsängste. Das bedeutet auch mehr Unbekümmertheit beim Sexualleben.

Eine individuelle Therapie mit modernen Medikamenten zeigt auch bei Patientinnen und Patienten mit schwerer Neurodermitis gute Behandlungserfolge. Wie eine solche Therapie aufgebaut ist, erfahren Sie in unserer Broschüre „Neurodermitis“ sowie auf der Internetseite www.dha-neurodermitis-behandeln.de.

Die Broschüre kann kostenfrei bei der DHA bestellt oder auf obiger Internetseite als PDF-Datei heruntergeladen werden.: DHA e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn.

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren.