Risikokinder vor RSV schützen

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Atemwegsinfektion bei Säuglingen und Kleinkindern

In den letzten Wochen schlagen Kinderkrankenhäuser Alarm. Viele Kinder sind derzeit an einer schweren Infektion mit dem respiratorischen Synzytialvirus (RSV) erkrankt und müssen im Krankenhaus versorgt werden.

Das respiratorische Synzytialvirus ist ein weltweit verbreiteter Erreger für Atemwegserkrankungen. Es verursacht meist milde, erkältungsähnliche Symptome mit leichtem Husten, kann aber auch zu schweren Atemwegsentzündungen mit Atemnot führen. Die meisten Kinder infizieren sich bis zum Alter von 2 Jahren. „Vor allem Säuglinge unter vier Monaten und Kinder mit chronischen Erkrankungen trifft es oft schwer. RSV kann zu einer Bronchiolitis führen, einer Entzündung der kleinen und kleinsten Atemwege. Neben Schleimhautschwellungen dort bildet sich Schleim, der das Atmen, vor allem das Ausatmen erschwert. Auch die Lunge kann betroffen sein“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Infizierte Kinder entwickeln Fieber, Husten, Atembeschwerden, haben Schwierigkeiten, wenn sie gefüttert werden, und können müder als gewöhnlich wirken. „Wenn ein kleines Kind offensichtlich Schwierigkeiten beim Atmen hat, schnell atmet und insbesondere beim Ausatmen giemende Atemgeräusche hat, sind das Alarmsignale“, beschreibt Dr. Fegeler die Anzeichen.

Typischerweise dauert die RSV-Saison ähnlich wie die Grippesaison von November bis April. Bereits im letzten Jahr begannen die Infektionszahlen früher und besonders stark zu steigen. Das hängt u. a. damit zusammen, dass im Jahr 2020 viele Gemeinschaftseinrichtungen geschlossen waren und soziale Kontakte vermieden wurden. Dadurch kam eine größere Anzahl von Säuglingen und Kleinkindern nicht mit dem RSV-Virus in Kontakt und konnte folglich auch keine Immunität gegen RSV entwickeln. Manche Experten befürchten, dass immer noch mehr Kinder als sonst keine Immunität besitzen, wodurch auch dieses Jahr vermehrt RSV-Fälle auftreten könnten. Dem amerikanischen CDC (Center for Disease Control and Prevention) zufolge gab es dieses Jahr bereits einen Anstieg der RSV-Infektionen in mehreren US-Regionen, und einige Regionen nähern sich saisonalen Höchstständen – fast wie im letzten Jahr.

Schutz für Kinder mit hohem Risiko

RSV wird durch Tröpfchen der Atemwege oder durch Berühren von mit Erregern verunreinigten Objekten verbreitet. Kranke Menschen zu meiden, sich die Hände zu waschen und Maske zu tragen, hilft, die Übertragung von RSV zu verhindern. Frühgeborene, Neugeborene und junge Säuglinge sowie Kinder mit chronischer Lungenerkrankung, angeborenen Herzerkrankungen, neuromuskulären Erkrankungen, mit starker Abwehrschwäche und bestimmten Krankheiten, die durch Veränderungen der Erbanlagen verursacht sind (z. B. Trisomie 21), haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der RSV-Infektion. Sie sollten daher konsequent vor der Ansteckung mit RSV geschützt werden. Außerdem ist eine passive Immunisierung mit Antikörpern (Palivizumab) möglich. Kinder, die ein hohes Risiko haben, sollten in den ersten ein bis zwei Lebensjahren während der RSV-Saison eine solche Immunisierung erhalten. Das empfehlen Experten der medizinischen Fachgesellschaften (u. a. der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie [DGPI]) in ihren Leitlinien zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern.

Quellen: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), www.kinderaerzte-im-netz.de; Leitlinie zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) bei Risikokindern, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/048-012

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