Fruktose-Intoleranz

Wenn zu viel Obst Beschwerden macht

Geschätzte 30 Prozent der Bevölkerung können Fruchtzucker (Fruktose) nicht richtig verdauen. Das führt bei einigen von ihnen dazu, dass es nach dem Verzehr von Obst im Darm zu grummeln beginnt, Blähungen oder Durchfall auftreten. Wer unter diesen Beschwerden leidet, kann einen Test machen und Obstsorten, die besonders viel Fruktose enthalten, meiden.

In keinem Ratgeber für eine gesunde, vitaminreiche Ernährung fehlt die Empfehlung: Essen Sie ausreichend Obst! Nicht jeder hält sich an diesen Rat. Laut Ernährungsreport 2021 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft essen 76 Prozent der Befragten täglich Obst und Gemüse. Frauen liegen hier klar vorn. 84 Prozent von ihnen haben täglich Obst und Gemüse auf dem Speiseplan, bei Männern sind es rund 69 Prozent. Da wäre also bei einigen noch Luft nach oben. Allerdings: Zu viel Obst ist auch nicht gesund. Manche Früchte enthalten sehr viel Zucker, genauer gesagt Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose). Zu viel davon lässt den Blutzuckerspiegel steigen und kann Stoffwechselstörungen begünstigen. Zudem kann unser Körper nur eine bestimmte Menge Fruchtzucker auf einmal verarbeiten. Wird diese Menge, etwa 25 Gramm, überschritten, kann es zu Magenschmerzen und Durchfall kommen. Bei einigen Menschen treten diese Beschwerden bereits nach dem Verzehr kleinster Mengen von Fruchtzucker auf. Sie leiden an einer Fruktoseunverträglichkeit.

Verdauung von Fruchtzucker

Durch eine Störung des Transportproteins GLUT-5 wird die Fruktose im Dünndarm nicht verdaut und gelangt in untere Darmabschnitte. Die Bakterien im Dickdarm spalten die Fruktose auf. Dadurch entstehen Kohlendioxid, Wasserstoff und kurzkettige Fettsäuren, was zu Darmkrämpfen, Blähungen, Sodbrennen, Durchfällen oder Verstopfung führen kann.

Formen der Fruktoseintoleranz

In der Regel ist von der intestinalen Fruktoseintoleranz oder -malabsorption die Rede. Sie ist auf einen Defekt des Transportproteins GLUT-5 im Dünndarm zurückzuführen.

Sehr viel seltener und schwerwiegender ist eine hereditäre Fruktoseintoleranz. Hierbei handelt es sich um eine erbliche Krankheit. Sie ist durch einen angeborenen Mangel des Enzyms Fruktose-1-Phosphat-Aldolase gekennzeichnet. Die Fruktose wird in diesem Fall vollständig vom Körper aufgenommen, kann aber anschließend nicht weiter verstoffwechselt werden. In der Folge reichert sich Fruktose in der Leber an und kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Betroffene müssen bei einer solchen Form der Fruktoseintoleranz ihr Leben lang auf fruktosehaltige Kost verzichten.

Fruktoseintoleranz – was steckt dahinter?

Häufig werden Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit Allergien verwechselt. Die Symptome mögen zwar in manchen Fällen ähnlich sein, doch es stecken andere Mechanismen dahinter. Während es sich bei einer Allergie um eine Überreaktion des Immunsystems auf körperfremde Stoffe handelt, ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit wie die Fruktoseintoleranz auf eine Verdauungsstörung zurückzuführen. Die Nährstoffaufnahme und -weiterleitung vom Darm in die Blutbahn ist gestört. Aus diesem Grund spricht man auch von einer Fruktosemalabsorption. Die Ursache hierfür ist eine Stoffwechselstörung, genauer: eine Fehlfunktion des Transportproteins mit Namen GLUT-5. GLUT-5 hat die Aufgabe, den Fruchtzucker in die Dünndarmzellen zu transportieren. Geschieht dies nicht oder nur unzureichend, gelangt vermehrt Fruktose in die unteren Darmabschnitte. Dort wird die Fruktose durch die Darmbakterien abgebaut, was zu Gasbildung und Durchfällen führt.

Diagnose

Da wiederkehrende Bauch- und Darmkrämpfe, Durchfälle oder Sodbrennen auch als Folge anderer Erkrankungen auftreten können, ist es sinnvoll, den tatsächlichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Hilfreich ist es, über mehrere Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. So lassen sich Zusammenhänge zwischen bestimmten Speisen und den Beschwerden feststellen und andere Lebensmittelunverträglichkeiten ausschließen. Erhärten auch die körperlichen Untersuchungen den Verdacht auf eine Fruktosemalabsorption, wird der Arzt einen Wasserstoffatemtest durchführen. Damit kann er feststellen, ob bei der Verdauung von Fruktose übermäßig viele Gase produziert werden. Bei diesem Test pustet der Patient in das Röhrchen eines Messgeräts – zunächst im nüchternen Zustand, dann, nachdem er ein Glas Wasser mit gelöster Fruktose getrunken hat. Diese Messungen werden etwa alle 30 Minuten über zwei bis drei Stunden vorgenommen. Das Gerät zeigt die Wasserstoffkonzentration der ausgeatmeten Luft in der Einheit parts per million (ppm) an. Beträgt der Unterschied zwischen Nüchternwert und maximal gemessenem Wert mehr als 20 ppm, so hat sich der Verdacht auf eine Fruktosemalabsorption bestätigt.

Sind Obst und Früchte tabu?

Die Vorstellung, nicht mehr in einen knackigen Apfel beißen zu dürfen oder süße Weintrauben genießen zu können, dürfte nicht nur Obstliebhabern schwerfallen. Ein kompletter Verzicht auf Obst und fruktosehaltige Lebensmittel ist aber auch nach einer diagnostizierten Fruktoseintoleranz in der Regel nicht nötig. Zum Glück! Denn Obst gehört zu den wichtigsten Lieferanten für Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Allerdings sollte, wer Fruktose nicht verträgt, seine Lebensmittel sehr viel sorgfältiger auswählen und seine Ernährungsumstellung mit einer fruktosearmen Diät beginnen.

Fruktosearme Diät

Wichtig ist, dass bei dieser Auslassdiät nicht allein auf Obst und Obstprodukte, sondern auch auf diätetische Lebensmittel und „Light-Produkte“ verzichtet wird. Da die Süßkraft der Fruktose deutlich höher ist als bei normalem Haushaltszucker, wird in der Lebensmittelindustrie zunehmend Fruktose als Süßungsmittel eingesetzt. Außerdem enthalten viele Diätprodukte den Zuckeraustauschstoff Sorbit.

Sorbit, als Lebensmittelzusatzstoff auf den Inhaltsangaben der Produkte unter der Nummer E 420 aufgeführt, hat deutlich weniger Kalorien als normaler Haushaltszucker. Deshalb wird er bei der Herstellung von zuckerfreien oder zuckerreduzierten Lebensmitteln eingesetzt. Sorbit hemmt jedoch die Transportfähigkeit des Proteins GLUT-5. Folglich verstärken sich durch den Verzehr sorbithaltiger Lebensmittel die Beschwerden der Fruktoseintoleranz. Außerdem hat Sorbit eine abführende Wirkung, so dass unabhängig von einer Fruktoseintoleranz von einem übermäßigen Verzehr sorbithaltiger Produkte abgeraten wird.

Die fruktosearme und sorbitfreie Ernährung sollte möglichst 2 bis 4 Wochen durchgehalten werden. Eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung ist auch während dieser Zeit möglich, wenn man viel Gemüse, Getreideprodukte, Nüsse oder Samen mit auf dem Speiseplan hat. Zum Süßen der Lebensmittel eignen sich Traubenzucker (Glukose), Malz oder Malzsirup. Auch normaler Haushaltszucker (Saccharose) wird von den meisten gut vertragen.

Banane verträglicher als Apfel

Sind nach der fruktosearmen Diät die Beschwerden abgeklungen, empfiehlt es sich, den Speiseplan nach und nach mit Lebensmitteln, die einen geringen Fruktosegehalt haben, zu ergänzen und ein Ernährungstagebuch zu führen, in dem auftretende Symptome notiert werden. So lässt sich herausfinden, welche Obstsorten und zuckerhaltigen Lebensmittel ohne Probleme vertragen werden. Die meisten werden feststellen, dass Bananen oder Aprikosen sehr viel bekömmlicher sind als Äpfel. Das liegt nicht allein am unterschiedlichen Fruktosegehalt der Fruchtsorten, sondern auch am jeweiligen Verhältnis zwischen Fruchtzucker und Traubenzucker. Je ausgeglichener dieses Verhältnis ist, desto besser kann Fruktose im Darm verwertet werden. Denn Glukose aktiviert das Transportprotein GLUT-5, so dass mehr Fruktose durch die Dünndarmzellen aufgenommen wird. Dies ist auch der Grund dafür, dass normaler Haushalts- oder Kristallzucker (Saccharose) problemlos vertragen wird. Denn Saccharose ist ein sogenannter Zweifachzucker. Er besteht aus je einem Molekül Glukose und einem Molekül Fruktose.

Ernährungsempfehlungen

Die Erkenntnis, dass Glukose die Aufnahme von Fruktose verbessert, sollten sich Betroffene bei ihrer Ernährungsumstellung zunutze machen. So lassen sich beispielsweise Obstdesserts mit Traubenzucker verfeinern. Außerdem ist es bekömmlicher, wenn fruktosehaltige Lebensmittel mit anderen Speisen kombiniert werden, da dadurch die Verdauung verlangsamt wird und mehr Fruktose aufgenommen werden kann. Vorsichtig sollte man bei bestimmten Fertigprodukten sein. So haben z. B. viele Erfrischungsgetränke, Gebäck, Fruchteis und -joghurt, manche Süßigkeiten und Brotaufstriche einen hohen Fruktosegehalt.

Selbstregulierung

Häufig ist die Fruktoseintoleranz nach einer fruktosearmen Diät deutlich weniger stark ausgeprägt, in manchen Fällen normalisiert sich der Fruktosestoffwechsel sogar wieder vollständig. Warum und unter welchen Voraussetzungen es zu solch einer „Genesung“ kommt, ist bislang ebenso wenig geklärt wie die genauen Ursachen, die eine Malabsorption auslösen. In der Diskussion sind hier unsere Ernährungsgewohnheiten und der vermehrte Einsatz von Fruktose in kalorienreduzierten Fertignahrungsmitteln. Dadurch ist der Konsum von Fruktose in den letzten Jahren um ein Vielfaches angestiegen, wodurch möglicherweise unser Verdauungssystem an seine Grenzen stößt.

Fruktosearme Ernährung

Wer sich fruktosearm ernähren muss, sollte bestimmte Obstsorten und Lebensmittel meiden. Die nachfolgende Liste zeigt den unterschiedlichen Fruktosegehalt einiger Obst- und Gemüsesorten (Angaben in Gramm [g]).

Obst unter 1 g Fruktose pro 100 g:
Avocado (0,02 g), Papaya (0,34 g), Honigmelone (0,56 g), Limette (0,8 g), Aprikose (0,86 g)

Obst mit 1 bis 3 g Fruktose pro 100 g:
Pfirsich (1,24 g), Mandarine (1,3 g), Nektarine (1,79 g), Pflaumen (2,02 g), Himbeeren (2,04 g), Erdbeeren (2,28 g), Grapefruit (2,53 g), Ananas (2,59 g), Orange (2,87 g), Wassermelone (2,9 g), Bananen (3,64 g), Johannisbeeren (3,8 g)

Obst über 4 g Fruktose pro 100 g:
Kiwi (4,41 g), Apfel (5,74 g), Süßkirsche (6,16 g), Birne (6,75 g), Weintraube (7,63 g), Dattel (31,3 g), Rosine (32,8 g)

Gemüse unter 1 g Fruktose pro 100 g:
Champignon (0,028 g), Spinat (0,11 g), Kartoffeln (0,15 g), Erbsen (0,25 g), Kopfsalat (0,53 g), grüne Bohnen (0,56 g), Sellerie (0,6 g), Mangold (0,64 g), Zucchini (0,7 g), Wirsing (0,86 g), Gurke (0,88 g), Brokkoli (0,9 g), Grünkohl (0,99 g)

Gemüse über 1 g Fruktose pro 100 g:
Zwiebeln (1,08 g), Aubergine (1,12 g), Fenchel (1,14 g), Spargel (1,16 g), Lauch (1,16 g), grüne Paprika (1,19 g), Tomate (1,3 g), Karotten (1,32 g), Kürbis (1,56 g), Rotkohl (1,81 g), Weißkohl (1,87 g), rote Paprika (3,74 g)

Quelle: www.infomedizin.de/fruktoseintoleranz

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