Sellerieallergie

Ein internationales Forschungsteam unter Federführung des Paul-Ehrlich-Instituts hat ein bisher unbekanntes Allergen in der Selleriewurzel identifiziert. Das Protein mit dem Namen Api g 7 könnte die bisher nicht aufgeklärte Verbindung zwischen Knollensellerieallergie und Beifußpollensensibilisierung sein und einen Beitrag zur verbesserten Diagnostik dieser Form von Nahrungsmittelallergien leisten.

In Suppen, Aufläufen und Salaten ist die Selleriewurzel, die man auch unter dem Namen Knollensellerie oder Wurzelsellerie kennt, eine beliebte und schmackhafte Zutat. Gesund ist sie außerdem. Denn sie ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Allerdings wird sie nicht von jedem gut vertragen. Selleriewurzeln gehören zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie in Nordeuropa. In unseren Breiten sind etwa 0,45 Prozent der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen, das heißt, von 1 000 Menschen sind es 4 bis 5, die allergisch darauf reagieren. Bei ihnen kommt es nach dem Verzehr des Wurzelgemüses meist zu lokalen Reaktionen im Mund- und Rachenraum wie beispielsweise Juckreiz, Schwellungen und einem pelzigen Gefühl. Man spricht auch vom oralen Allergiesyndrom. Darüber hinaus sind allgemeine Reaktionen wie Magen- Darm-Beschwerden mit Durchfall und Übelkeit, Hautausschlag und Atembeschwerden möglich. In seltenen Fällen kann eine sehr starke Reaktion auftreten und ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock mit Herz-Kreislauf-Störungen und Blutdruckabfall drohen.

Symptome einer Sellerieallergie
  • Reaktionen im Mund- und Rachenraum: Juckreiz, Reizungen, Schwellungen, pelziges Gefühl
  • Magen-Darm-Beschwerden: Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit
  • Atembeschwerden: Asthma, Rhinitis
  • Hautreaktionen: Juckreiz, Nesselfieber, Hautausschlag
  • Bei empfindlichen Personen möglicherweise: lebensbedrohliche Anaphylaxie

Bei den meisten allergischen Reaktionen, so auch bei der Sellerieallergie, sind an sich harmlose Eiweiße (Proteine) die Auslöser. Aufgrund einer Überempfindlichkeit hat das Immunsystem diese Proteine als gefährlich eingestuft. Daher reagiert es bei Kontakt ähnlich wie auf Krankheitserreger mit Abwehrmaßnahmen und bildet Antikörper. In der Folge kann jeder erneute Kontakt mit diesen Proteinen eine allergische Reaktion mit den beschriebenen Krankheitszeichen auslösen.

Identifizierung der Allergene

Die Symptome lassen sich allerdings nicht immer eindeutig einer Allergie zuordnen und wenn, dann ist der auslösende Stoff, das sogenannte Allergen, oft nicht klar erkennbar. Ziel der Allergiediagnostik ist es, das Allergen zu identifizieren, damit Behandlungsmaßnahmen, etwa das Meiden dieses Allergens, möglich sind. Bei Sellerie kannte man bisher sechs Proteine (Api g 1 bis Api g 6), die als Allergene infrage kommen. Der Verdacht auf eine Sellerieallergie könnte also z. B. durch einen Allergietest mit diesen Selleriekomponenten bestätigt werden.

Kreuzreaktionen auf der Spur

Nun weiß man, dass eine Allergie auf Selleriewurzel oft mit einer Atemwegsallergie auf Beifußpollen einhergeht. Solche sogenannten pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien sind relativ häufig und z. B. auch zwischen Birkenpollen und Sellerie bekannt. Im Falle der Birkenpollen lässt sich dies auf eine Kreuzreaktion zurückführen. Das Protein Api g 1.01 in Sellerie ist dem Protein Bet v 1 der Birkenpollen chemisch sehr ähnlich. Ist das Immunsystem gegen eines dieser Proteine sensibilisiert, reagiert es aufgrund der ähnlichen Struktur auch auf das andere. Allergie Eine Kreuzreaktion zwischen Sellerie und Beifußpollen konnte man sich bislang jedoch nicht erklären. Es gab keine Hinweise darauf, dass Antikörper, die bei Allergikern gegen die bekannten sechs Sellerieallergene gebildet werden, auch Proteine des Beifußpollens erkennen würden.

Einem internationalen Forschungsteam unter Federführung des Paul-Ehrlich-Instituts ist nun der Nachweis einer solchen Kreuzreaktion gelungen. Sie entdeckten in der Selleriewurzel ein weiteres, bisher unbekanntes Allergen (Api g 7). In weiteren Untersuchungen fand man heraus, dass Api g 7 eine Kreuzreaktivität mit dem Hauptallergen aus Beifußpollen zeigt. Dies ist wahrscheinlich der Grund für die Verbindung zwischen der Knollensellerie- und der Beifußpollenallergie.

Fortschritt für die Diagnostik

Die Entdeckung des molekularen Zusammenhangs zwischen der Sellerie- und der Beifußpollenallergie kann für die Allergiediagnostik von Bedeutung sein, wie Professor Stefan Vieths, Vizepräsident des Paul- Ehrlich-Instituts und einer der Leiter der Forschungsarbeit, erklärt: „So kann das neu identifizierte Allergen Api g 7 zur Verbesserung der Empfindlichkeit von diagnostischen In-vitro-Tests beitragen.“ Bei der In-vitro-Allergiediagnostik wird das Blut auf allergenspezifische Antikörper untersucht.

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut: www.pei.de

Studie: Wangorsch A, Lidholm J, Mattsson LA et al.: Identification of a defensin as novel allergen in celery root: Api g 7 as a missing link in the diagnosis of celery allergy? Allergy (first published: 15 Dec 2021). doi: 10.1111/all.15196.

Hinweise für Allergiker

Sellerie kann schon in geringen Mengen heftige allergische Symptome auslösen. Außerdem ist ein wesentlicher Teil der Sellerieallergene hitzestabil, d. h., Sellerie kann nicht nur im rohen, sondern auch im gekochten Zustand allergen wirken. Bei einer nachgewiesenen Sellerieallergie sollten Betroffene daher auf das Gemüse in jeder Form und Menge verzichten.

Häufig ist Sellerie in verarbeiteten Produkten enthalten, z. B. in Suppen, Bouillon, Gewürzextrakten wie Brühwürfeln oder Gewürzmischungen. Bei Fertigprodukten sollten Allergiker daher die Angaben auf der Verpackung beachten. Sellerie und daraus hergestellte Erzeugnisse müssen in der Zutatenliste immer aufgeführt werden. Das gilt auch, wenn sie nur in geringen Mengen oder in einer Zutat, z. B. einer Gewürzmischung, enthalten sind.

Beim Essen im Restaurant empfiehlt es sich, ggf. nachzufragen, ob Sellerie verwendet wurde.

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