Keine Panik! Mit Umsicht handeln

Insektengiftallergie – nicht jeder braucht eine Diagnostik

Der Stich einer Biene oder Wespe ist schmerzhaft. Rund um die Einstichstelle rötet sich die Haut, juckt, brennt und schwillt an. Fast immer bleibt es bei einer solchen mehr oder weniger starken lokalen Reaktion, die sowohl durch das Gift ausgelöst als auch Folge einer allergischen Reaktion sein kann. Bei einigen Menschen, die allergisch reagieren, treten mitunter auch Allgemeinreaktionen auf. Dies birgt das Risiko für einen allergischen Schock. Auch wenn das Risiko relativ gering ist, ist die Angst davor groß und viele Menschen sind verunsichert, was nach einem Bienen- oder Wespenstich zu tun ist.

Im Sommer und Herbst häufen sich Fälle von Insektenstichen insbesondere auch in den Kinder- und Jugendarztpraxen. Viele Eltern fürchten, ihr Kind könnte nach einem Stich eine Insektengiftallergie entwickeln, so dass fortan womöglich ein hohes Risiko für schwere allergische Reaktionen besteht.

Experten der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPAU) weisen darauf hin, dass eine starke Schwellung nach einem Insektenstich noch kein Hinweis auf eine Insektengiftallergie ist. Nur sehr wenige Patienten, bei denen eine heftigere Lokalreaktion aufgetreten ist, erleiden bei zukünftigen Stichen einen allergischen Schock mit schweren Symptomen wie Kreislaufproblemen und Atemnot. Meistens kommt es aber erneut zu einer starken Schwellung, die dann durch eine Lokalbehandlung gelindert werden kann.

Allergietests können zur Verunsicherung führen

In nur wenigen Fällen ist es notwendig, einen Allergietest durchzuführen, bei dem das Blut auf Antikörper gegen Insektengift untersucht wird.

Schwere allergische Reaktionen sind selten

Studien zeigen: Nach einem Insektenstich kommt es bei etwa 0,8 bis 5 Prozent der Erwachsenen nicht nur zu einer lokalen Reaktion um die Einstichstelle, sondern auch zu Allgemeinreaktionen wie z. B. Nesselausschlag, Schwindelgefühl, Atemnot. Bei Kindern, die gestochen wurden, sind solche Reaktionen noch seltener. Hier liegt die Rate bei rund einem Prozent.

Quelle: allergieinformationsdienst.de

Ein solcher Test ist in der Regel nur dann angezeigt, wenn es nach einem Stich nicht allein zu lokalen Beschwerden rund um die Einstichstelle gekommen ist, sondern auch allgemeine Symptome wie z. B. Nesselsucht, Kreislaufprobleme oder Atemnot aufgetreten sind. Bei allen anderen sagt der Test auf Antikörper im Blut nur recht wenig über ihr Allergierisiko aus. Denn nach aktueller Studienlage hat ein hoher Anteil der Bevölkerung (bis zu 40 Prozent der Erwachsenen und bis zu 50 Prozent der Kinder) Insektengiftantikörper ausgebildet, ist also sensibilisiert, aber nur wenige davon (ca. 3,5 Prozent) reagieren schwer allergisch. Auch eine besonders starke Sensibilisierung sagt nicht voraus, dass ein Allergierisiko besteht. Das bedeutet: Das Ergebnis des Allergietests würde bei rund 47 von 100 Personen unberechtigte Sorgen vor einer Insektengiftallergie auslösen. Wer jedoch Angst oder sogar Panik vor Insektenstichen hat, erhöht womöglich das Stichrisiko, da er durch schnelle Abwehrbewegungen die Tiere reizt.

Schnelle Lokaltherapie

Gegen die Schwellung und um die Schmerzen zu lindern, hilft es, wenn Sie möglichst schnell die Einstichstelle mit Eiswürfeln oder einem Kühlpad kühlen.

Notfallset für Allergiker

Ist es bei Ihnen nach einem Insektenstich zu einer systemischen Reaktion gekommen, wird Ihnen Ihr Allergologe ein Notfallset verordnen. Darin befindet sich ein Antihistaminikum (schwächt die Wirkung des Histamins ab), ein Glucocorticoid (wirkt u. a. entzündungshemmend) und ein Adrenalin-Autoinjektor (wirkt gegen Blutdruckabfall bei drohendem Schock). Ebenfalls sinnvoll ist ein Spray gegen Atemnot. Der Allergologe wird Ihnen die Anwendung der Medikamente ganz genau erklären.

Allergietest, spezifische Immuntherapie und Notfallset bei schweren allergischen Reaktionen

Ein Allergietest wird auf jeden Fall durchgeführt, wenn aufgrund allgemeiner Symptome eine spezifische Immuntherapie erfolgen soll (s. Allergie-Impfung). Zusätzlich müssen Patienten, die bereits eine schwere allergische Reaktion erlebt haben, ein Notfallset mit sofort wirksamen Medikamenten bei sich führen (s. Kasten). Denn kommt es nach einem Stich zu einer Schockreaktion, muss u. U. die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes überbrückt werden.

Weitere Informationen zur Diagnostik der Insektengiftallergie: https://www.gpau.de

Tipps für Insektengiftallergiker
  • Passen Sie besonders beim Essen und Trinken im Freien auf. Decken Sie Öffnungen von Flaschen, Dosen und Gläsern ab, so dass keine Insekten hineingelangen und beim Trinken in den Rachenraum gelangen können.
  • Bewahren Sie Ruhe. Werden Sie nicht hektisch, wenn sich Ihnen eine Biene oder Wespe nähert, schlagen Sie keinesfalls um sich – dadurch fühlen sich die Tiere bedroht und stechen umso eher zu.
  • Vermeiden Sie es, barfuß zu laufen. Bienen lieben Klee, viele Wespenarten hausen in Erdlöchern. Sie könnten versehentlich auf eines der Tiere treten, das dann zusticht.
  • Schützen Sie sich bei der Gartenarbeit. Tragen Sie eher enge Kleidung, so dass möglichst kein Insekt unter die Kleidung gelangen kann.
  • Wespen schwirren oft um Abfall und Mülltonnen. Halten Sie daher gebührenden Abstand zu Abfallkörben. Verschließen Sie eigene Müllbehälter, um keine Insekten anzulocken.
  • Sorgen Sie durch Fliegen- oder Pollengitter dafür, dass keine Wespen und Bienen in Ihre Wohnung gelangen.
  • Man weiß, dass Wespen und Bienen auf Muster und Farben reagieren. Tragen Sie daher am besten helle Kleidung ohne viele Muster.
  • Wenn Sie wegen einer bestehenden Insektengiftallergie in Behandlung ist, sollten Sie in den Sommermonaten stets Ihr Notfallset, das Ihnen Ihr Allergologe verordnet hat, bei sich haben.
  • Suchen Sie nach einem Stich und Anwendung des Notfallsets schnellstmöglich einen Arzt auf.
  • Sollte ein Allergiker in Ihrer Umgebung gestochen worden und kein Notfallset zur Hand sein, rufen Sie umgehend den Notarzt.
  • Vorbeugung ist der beste Schutz. Sprechen Sie mit Ihrem Allergologen über die Möglichkeit einer spezifischen Immuntherapie.

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren.